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Prostock-studio – stock.adobe.co
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Studie

Einschlafmusik muss nicht ruhig sein

Die ideale Musik zum Einschlafen würden die meisten wohl als sanft und langsam beschreiben. Ein dänisches Forschungsteam untersuchte nun, zu welchen Liedern Menschen tatsächlich gerne einschlafen, und stellte fest, dass diese oft sehr viel weniger ruhig sind als erwartet.

Mit Schlafliedern werden Babys seit Jahrhunderten in den Schlaf gesungen und auch viele Erwachsene können mit Musik in den In-Ear-Kopfhörern besser einschlafen. Ob die ideale Einschlafmusik einem ganz bestimmten, universellen Muster folgt, wurde bisher kaum in größerem Rahmen untersucht. Die Forscherinnen und Forscher um Rebecca Jane Scarratt vom Institut für Klinische Medizin der Universität Aarhus in Dänemark analysierten deshalb 225.626 Titel aus 985 Wiedergabelisten auf dem Musikstreamingplattform Spotify, die mit Schlaf in Verbindung gebracht wurden.

Das Forschungsteam untersuchte dabei, welche Merkmale jene Lieder hatten, die als „Schlafmusik“ eingeordnet waren. Die Studie wurde unlängst im Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlicht. Das Ergebnis ist durchaus überraschend, denn die Bandbreite der schlaffördernden Lieder war unerwartet groß.

Mit K-Pop ins Reich der Träume

Langsame Tracks, ohne Gesang, oft mit sphärischen Klängen und meist nur akustischen Instrumenten sind typische Merkmale von Musik, die gerne zum Einschlafen gehört wird, so das durchaus erwartbare Ergebnis der Analyse. Lieder mit diesen Merkmalen waren in den Resultaten demnach häufig vertreten, beispielsweise klassische Musik wie Johann Brahms „Wiegenlied“. Trotz dieser Tendenzen zeigte sich aber eine beträchtliche Vielfalt bei den musikalischen Merkmalen. So enthielten beliebte Schlafmusik-Playlists auf Spotify auch überraschend schnelle und energiegeladene Tracks.

Das Forschungsteam identifizierte sechs verschiedene Unterkategorien. Nur drei dieser Unterkategorien entsprachen den typischen Merkmalen von Schlafmusik, wie beispielsweise Ambient – elektronische Musik mit sphärischen Klängen. In drei Unterkategorien war die Musik aber ganz untypisch für Schlafmusik, darin fand sich zum Beispiel das temporeiche Lied „Dynamite“ der K-Pop-Band BTS. Um die Gründe für diese Vielfalt zu erforschen, seien weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienautorinnen und -autoren. Sie vermuten aber, dass Musik nicht nur aufgrund von beruhigenden Klänge, sondern auch aufgrund von Vertrautheit Entspannung und Schlaf fördern kann.

„Es gibt nicht die eine Schlafmusik“

Durch die weltweit verbreitete Musikstreamingplattform Spotify sei es möglich gewesen, sowohl die allgemeingültigen als auch die untergeordneten Merkmale von Einschlafmusik in einem riesigen Datensatz zu erfassen, so die Studienautorinnen und -autoren. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen zu einem besseren Verständnis beitragen, wie Menschen Musik im Alltag nutzen.

Schlafprobleme sind weit verbreitet, und während manche Menschen professionelle Hilfe für ihre Schlafprobleme aufsuchen, entscheiden sich auch viele für Selbsthilfestrategien wie das Hören von Musik. Vorherige Studien hätten ergeben, dass fast jeder zweite der darin befragten Erwachsenen, Musik als Einschlafhilfe nutzt, so das Forschungsteam. Die aktuelle Studie zeige, dass es wider Erwarten ganz unterschiedliche Arten von geeigneter Einschlafmusik geben kann: „Es gibt nicht die eine Musik, die für alle passt“. Die Untersuchung soll laut den Studienautorinnen und -autoren bei der künftigen Entwicklung von musikbasierten Strategien gegen Schlafstörungen helfen.