Gelse, Stechmücke, Moskito, Insekt
mycteria – stock.adobe.com
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Verhalten

Seifengeruch kann Gelsen anlocken

Manche Menschen sind wahre Gelsenmagnete, andere kommen hingegen oft ohne die juckenden Stiche davon. Ein Forschungsteam aus den USA hat herausgefunden, dass das unter anderem auch mit der Seife zu tun hat, mit der man sich wäscht. Ob der Seifengeruch attraktiv oder abstoßend auf Gelsen wirkt, unterscheidet sich aber von Person zu Person.

Gelsen werden von allen möglichen Dingen angezogen – das ausgeatmete CO2 ist für die Insekten oft genauso attraktiv wie Schweiß oder der generelle Körpergeruch bestimmter Menschen. Das Waschen mit Seife kann die natürlichen Gerüche einer Person zum Teil überdecken, ob es sich aber auch darauf auswirkt, wie anziehend sie auf Gelsen wirkt, war bisher unklar.

Suche nach attraktiven Gerüchen

Ein Forschungsteam aus den USA ging dieser Frage nun in einer aktuell im Fachjournal „iScience“ präsentierten Studie nach. „Wir wissen, dass sich die weiblichen Gelsen vor allem von Pflanzennektar ernähren und eigentlich nur zur Versorgung ihrer Eier das Blut von anderen Lebewesen saugen“, sagt der Biochemiker Clément Vinauger von der Virginia Tech-Universität (USA) gegenüber science.ORF.at. „Wir wollten daher unter anderem wissen, ob Seifen, die zum Beispiel sehr floral riechen, Gelsen vielleicht eher anziehen als Seifen mit anderen Aromen.“

Körpergeruch nur teilweise überdeckt

Um das zu klären, untersuchte das Team die chemische Zusammensetzung des Körpergeruchs von vier Probandinnen und Probanden in mehreren Experimenten. Mithilfe spezieller Methoden wie der Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung analysierten die Forscherinnen und Forscher den Körpergeruch der Personen bevor und nachdem sie sich mit einer von vier handelsüblichen und in den USA sehr beliebten Seifen gewaschen hatten.

Dabei zeigte sich, dass die Seifen den Körpergeruch der Probandinnen und Probanden nicht vollständig überdeckten. Zum Teil war das zwar der Fall, denn einige geruchsproduzierende Bakterien und Chemikalien wurden von der Haut gewaschen und durch Chemikalien der Seifen ersetzt.

Die Forscherinnen und Forscher fanden aber auch klare Hinweise darauf, dass sich der Seifenduft nicht nur mit dem natürlichen Körpergeruch der Probanden vermischte, er beeinflusste auch die chemische Zusammensetzung der körpereigenen Gerüche. „Es hat sich gezeigt, dass die Seifen die chemischen Verbindungen der Stoffe verändern, die wir auf natürliche Weise produzieren und ausstoßen“, so Vinauger. Auch nach dem Waschen mit derselben Seife riechen Menschen daher nie exakt gleich.

Zum potenziellen Schutz vor Krankheiten

Was das für die Anziehungskraft auf Gelsen bedeutet, untersuchte das Team in weiteren Experimenten. Dazu präsentierte es ägyptischen Tigermücken mehrere Ärmel von Kleidungsstücken, die von den Probandinnen und Probanden entweder vor oder nach dem Waschen mit Seife getragen wurden. Die Art wurde von dem Forschungsteam ausgewählt, weil sie mittlerweile in vielen Teilen der Welt vorkommt. Die Tiere sind außerdem dazu in der Lage, Krankheiten wie zum Beispiel Gelbfieber zu übertragen. „Einen effektiven und kostengünstigen Weg zu finden, sich vor diesen Mücken zumindest teilweise zu schützen, könnte zahlreiche schwere Krankheitsfälle verhindern“, so Vinauger.

Nicht nur Hauptkomponenten ausschlaggebend

Bei der Untersuchung im Labor zeigte sich, dass drei der vier Probandinnen und Probanden auch ohne den Seifengeruch bereits anziehend auf die Gelsen wirkten, während sich die Insekten auf dem Ärmel der vierten Person kaum niederließen. Schon der natürliche Körpergeruch zog die Gelsen also stärker zu manchen Personen hin als zu anderen.

Nachdem sich die Probandinnen und Probanden mit Seife gewaschen hatten, bemerkte das Forschungsteam deutliche Unterschiede im Verhalten der Gelsen. Die Präferenzen der Tiere änderten sich mit den verschiedenen Seifen – aber auch zwischen den Probanden, die sich mit derselben Seife gewaschen hatten, verhielten sich die Tiere zum Teil sehr unterschiedlich.

Eine beliebte Seife der Marke „Dove“ führte beim Großteil der Untersuchungen etwa dazu, dass sich mehr Gelsen auf den Ärmeln der Probandinnen und Probanden niederließen. Der Seifengeruch wirkte also anziehend auf die Tiere, aber nie bei allen vier getesteten Personen. In manchen Fällen führte die Seife sogar zum gegenteiligen Effekt.

Individueller Geruchscocktail

„Wir hätten eigentlich erwartet, dass alle vier Seifen die Gelsen tendenziell abstoßen, weil darin große Mengen an Limonen (chemische Verbindung, Anm.) enthalten sind, von denen man weiß, dass Gelsen sie eigentlich nicht besonders mögen“, erklärt Vinauger. Dass bei drei der vier Seifen genau das Gegenteil der Fall war, liege wahrscheinlich daran, dass nicht nur die Hauptkomponenten dafür ausschlaggebend sind, wie anziehend oder abstoßend der Seifengeruch auf Gelsen wirkt.

Vielmehr bestimme die bei jedem Menschen einzigartige Kombination aus den Seifenchemikalien mit den natürlichen Stoffen des Körpers, wie die Gelsen auf die Aromen reagieren. „Es ist wirklich faszinierend, dass eine Person durch den Einsatz bestimmter Seifen attraktiver für die Gelsen wird, obwohl die gleiche Seife bei einer anderen Person gegenteilige Effekte haben kann“, sagt Vinauger.

Da das Forschungsteam die Untersuchungen bisher erst in kleinem Rahmen an vier Personen durchführen konnte, ist es laut dem Biochemiker derzeit noch schwer, daraus allgemein gültige Aussagen über die Seifengerüche zu treffen. Mit der aktuellen Studie zeigen die Forscherinnen und Forscher aber jedenfalls auf, dass ein bestimmtes Seifenaroma alleine die Gelsen weder klar anzieht noch abstößt.

Expertentipp: Seifen mit Kokosduft

Einen bestimmten Seifengeruch, der jede Person vor Gelsenstichen schützt, gibt es also nicht. Das Forschungsteam konnte aber trotzdem ein paar Chemikalien isolieren, die in den untersuchten Seifen enthalten waren und potenziell zu einer größeren Anziehungskraft gegenüber Gelsen führen. Dazu gehören vor allem florale und fruchtige Stoffe, die zum Beispiel auch in der Parfümerie mitunter für exotische Düfte, etwa einem Ananasaroma, zum Einsatz kommen.

Im Gegensatz dazu wurden die Gelsen aber von einem Kokosaroma, das oft in amerikanischem Bourbon Whiskey zu finden ist, größtenteils abgestoßen. Die Erkenntnis des Forschungsteams passt auch zu den Ergebnissen früherer Studien, in denen bereits mehrmals aufgezeigt wurde, dass Gelsen etwas gegen den Geruch von Kokosnüssen haben. „Mit einer Kokosseife hat man wahrscheinlich die größten Chancen, dass Gelsen vom Geruch abgestoßen werden“, rät Vinauger.

Auch dabei weist der Biochemiker aber wieder auf die große Bedeutung des individuellen Körpergeruchs hin: „Wenn ich auch mit Kokosseifen noch sehr oft gestochen werde, lohnt es sich auf jeden Fall, verschiedene Hygieneprodukte zu testen, um die für sich beste Option zur Abwehr der Gelsen zu finden.“ In Gebieten, die besonders stark von Gelsen heimgesucht werden, empfiehlt Vinauger jedenfalls trotzdem den Griff zu bewährten Gelsenschutzmitteln.