Fridays for Future-Demo in München
AFP/CHRISTOF STACHE
AFP/CHRISTOF STACHE

So prägt die Klimakrise junge Menschen

Diffuse Ängste, Unsicherheit, aber auch Zweckoptimismus und Aktivismus – eine Soziologin hat sich bei jungen Menschen umgehört, wie es ihnen mit der Erderwärmung geht. Ihre Ergebnisse präsentiert sie auf einer Tagung in Innsbruck, bei der seit heute über Jugendforschung in Zeiten von Umwelt- und Klimakrisen diskutiert wird.

Was macht der Klimawandel mit jungen Erwachsenen, welche Auswirkungen haben die vielen Berichte zur Erderwärmung auf ihre Stimmung? Diese und andere Fragen hat die Innsbrucker Soziologin Reingard Spannring von der Universität Innsbruck gemeinsam mit ihren Studierenden gestellt. Sie haben dazu rund 30 Innsbrucker Oberstufenschüler und -schülerinnen befragt – es handelt sich also um keine repräsentative Studie, doch die Erkenntnisse, die nun auf der Tagung „Jugend in Zeiten von Krisen“ präsentiert werden, deckten sich durchaus mit internationalen Studien, meint Spannring.

Ideale vs. Klimaschutz

Zum einen hätten viele junge Menschen diffuse Ängste vor der Zukunft, da man eben nicht konkret wisse, wohin sich das Klima und damit auch das eigene Leben entwickeln wird. Zum anderen stecken Jugendliche in den Idealen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft fest, befeuert durch die Sozialen Medien. D.h., sie wollen sich zwar klimabewusst verhalten, doch gesellschaftlich herrschen oft noch andere Ideale, die mit Nachhaltigkeit wenig zu tun haben, die für Jugendliche aber schwer zu ignorieren sind.

„Das ist so ein bisschen der Konflikt zwischen dem, was sie als vernünftig erachten und machen wollen, und den gesellschaftlichen Bedingungen, die sie ja doch immer wieder in die traditionellen kulturellen Praktiken hineinziehen und sie dort festhalten“, fasst Reingard Spannring diese Ambivalenz zusammen.

Junge konsequenter, aber frustriert

Die Jungen seien grundsätzlich aber öfter als ältere Menschen bereit, konsequent zu verzichten: auf Flugreisen, auf Fleisch oder Autos – und sie fühlen sich trotzdem ohnmächtig, „weil sie wissen, dass sie alleine mit ihrem Verhalten das Problem nicht lösen können, sondern dass es globale Lösungen und Veränderungen braucht“, so Spannring.

Je höher der Bildungsgrad und je städtischer das Lebensumfeld, desto eher werden Jugendliche zu Klimaaktivisten oder zumindest zu klimabewussten Menschen, das zeigt auch eine Studie der Soziologin Natalia Wächter von der Uni Graz, auf die Spannring verweist.

Aktivismus schafft auch Solidarität

Natalia Wächter habe sich mit jungen Menschen befasst, die sich Klimabewegungen angeschlossen haben. Eine wichtige Motivation dafür sei, dass die Bewegung für Jugendliche ein wichtiger Ort ist, um Selbstwirksamkeit zu erfahren. Die Erfahrung, dass man gemeinsam mit anderen Gleichaltrigen die Sorgen teilen kann und dieser Sorge auch Ausdruck verleihen kann.

Erstaunt hat Reingard Spannring auch, wie differenziert junge Menschen das Problem mit dem Klimawandel begreifen. Eine Schülerin habe etwa gesagt, die Situation sei in gewisser Weise vergleichbar mit Pandemie, wo man auch am Anfang nicht gewusst hat, wie man das Problem lösen könnte und wie man sich verhalten sollte. „Wir mussten Schritt und Schritt lernen, damit umzugehen. Und genauso ist es beim Thema Klimawandel. Es ist etwas, was die Gesellschaft als Ganzes herausfordert, Schrittchen für Schrittchen zu lernen, wie wir damit umgehen sollen“, fasst Spannring die Schülerin zusammen.

Grundsätzlich sei die junge Generation also durchaus zu Optimismus bereit, die Gesellschaft sollte ihnen dafür aber zumindest ein Fundament legen.