3D-Darstellung von Nervenzellen im Gehirn
whitehoune – stock.adobe.com
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Pharmazie

Weiteres Alzheimer-Medikament überzeugt

Eine neue Klasse von Medikamenten hat die Behandlung von Alzheimer zuletzt beflügelt. Eine US-Studie liefert nun weitere überzeugende Ergebnisse. Der Wirkstoff Donanemab verlangsamte das Fortschreiten der Demenzkrankheit deutlich.

Personen in einem Alzheimer-Frühstadium hatten im Vergleich zur Placebogruppe ein 35 Prozent geringeres Risiko, Symptome zu entwickeln, berichtet ein Team um John Sims von der Pharmafirma Eli Lilly soeben im Fachjournal „JAMA“.

Bei Donanemab handelt es sich – wie bei den jüngsten Alzheimer-Medikamenten Aducanumab (Markenname: Aduhelm) und Lecanemab (Markenname: Leqembi) – um einen monoklonalen Antikörper. Diese Medikamente greifen Ablagerungen im Gehirn an, die aus einem Protein namens Amyloid bestehen. Die Amyloidproteine können Nervenzellen töten, damit einher gehen die typischen Symptome von Demenz wie Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit.

Achtung vor Nebenwirkungen

Im Rahmen der „Trailblazer-Alz-2-Studie“ untersuchten Sims und sein Team eineinhalb Jahre lang die Wirkung von Donanemab bei rund 1.700 Personen mit milden Alzheimer-Symptomen. Bei der Bekämpfung der schädlichen Amyloidproteine stellte sich die Substanz zum Teil als wirkungsvoller heraus als die beiden anderen Medikamente. Patientinnen und Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium profitierten hingegen kaum davon.

Auch die Nebenwirkungen seien zu beachten, betont Gil Rabinovici von der University of San Francisco in einem „JAMA“-Begleitkommentar. In Einzelfällen sei es zu Gehirnschwellungen und -blutungen gekommen, drei Patienten seien daran gestorben. Das Risiko steige mit bestimmten Varianten im Erbgut, ein Gentest vor einer Behandlung mit monoklonalen Antikörpern sei deshalb empfehlenswert, betont Rabinovici.

Trotz „neuer Ära“ bleibt Prävention wichtig

Das Alzheimer-Medikament Leqembi wurde Anfang Juli in den USA von der Gesundheitsbehörde FDA vollständig zugelassen. Auch für Donanemab ist eine baldige Zulassung zu erwarten. Diese Entwicklungen ließen Elisabeth Stögmann, Leiterin der Demenzambulanz an der Medizinischen Universität Wien, Ende Mai von einer „neuen Ära“ bei Alzheimer-Medikamenten sprechen.

Eine Tablette für zu Hause, einfach zu nehmen und schnell wirksam, sei derzeit aber nicht in Sicht, vielmehr müssen auch die neuen Medikamente unter ärztlicher Aufsicht und stationär in Krankenhäusern abgegeben werden. „Aber prinzipiell rechne ich im Laufe des Jahres 2024 damit, dass ein neues Präparat nach Österreich kommt“, so Stögmann damals.

Auch wenn in ihren Worten ein neues Zeitalter der Demenzbehandlung anbrechen könnte, rief die Medizinerin die Prävention in Erinnerung: gesunde Ernährung, Bewegung, dabei vor allem koordinative Sportarten wie Tanzen, Gehirntraining, indem man neue Sprachen oder ein Instrument lernt, und soziale Kontakte – damit könne man schon ab 45 das Demenzrisiko reduzieren.