Frau, Mädchen, Teenager, Schule, Lernen, Schülerin, Studentin, Langeweile, Nachdenken
PheelingsMedia – stock.adobe.com
PheelingsMedia – stock.adobe.com
Ig-Nobelpreise

Nasenhaare gezählt und Langeweile erforscht

Wissenschaftliche Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“ sollen, sind in den USA mit „Ig-Nobelpreisen“ ausgezeichnet worden. Die traditionell skurrile Gala wurde in der Nacht auf heute zum 33. Mal abgehalten.

Ein Forschungsteam aus Polen und den USA erhielt bei den „Ig-Nobelpreisen“ (gesprochen „ignoble“, was übersetzt etwa unehrenhaft heißt) den Preis in der Kategorie „Chemie und Geologie“ für die Erforschung der Frage, warum viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gerne Steine ablecken.

Es bereite ihm große Freude, den Preis für so eine „fundamentale Sache“ zu bekommen, sagte der Geologe Jan Zalasiewicz. „Geologen machen das die ganze Zeit, weil etwas, das nicht ganz klar ist, deutlich klarer wird, wenn die Oberfläche nass ist.“ Die traditionell skurrile Gala wurde in diesem Jahr bereits zum vierten Mal in Folge im Rahmen einer Onlineveranstaltung abgehalten.

Preise an Steinelecken- und Sardellensexstudie

Wissenschaftliche Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“ sollen, sind in den USA zum 33. Mal mit „Ig-Nobelpreisen“ ausgezeichnet worden. Unter anderem erhielten Forschende für die methodische Analyse der Langeweile von Lehrkräften und Studierenden eine Auszeichnung. Aber auch eine Verhaltensstudie über das Sexualverhalten von Sardellen bei der Durchmischung von Meeren wurde mit einem „Ig-Nobelpreis“ geehrt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Kanada, dem Iran und Vietnam erhielten eine der zehn Auszeichnungen für die Nutzung von Leichen zur Erforschung der Frage, ob ein Mensch die gleiche Anzahl von Haaren in beiden Nasenlöchern hat. Sie hätten an rund 20 Leichen geforscht und pro Nasenloch etwa 110 bis 120 Haare gefunden, teilten sie in ihrer Dankesrede mit.

Langeweile im Unterricht

Ein Forschungsteam aus China, Kanada, Großbritannien, den Niederlanden, Irland, den USA und Japan erhielt einen Preis in der Kategorie „Bildung“ für ihre methodische Untersuchung der Langeweile bei Lehrern und Schülern. Unter anderem sei es wahrscheinlicher, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht gelangweilt seien, wenn sie das schon im Vorfeld erwarteten, sagte das Team in seiner Dankesrede. Außerdem seien Schülerinnen und Schüler mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Unterricht gelangweilt, wenn sie den Eindruck hätten, dass der Lehrer oder die Lehrerin gelangweilt sei.

Kollegen und Kolleginnen aus Frankreich, Großbritannien, Malaysia und Finnland bekamen eine Auszeichnung für ihre Untersuchung der Empfindungen von Menschen, wenn sie ein Wort viele Male wiederholen. Ein US-Forschungsteam erhielt einen Preis für Experimente auf den Straßen einer Stadt, bei denen sie herausfinden wollten, wie viele Passantinnen und Passanten anhalten und nach oben schauen, wenn sie fremde Menschen nach oben schauen sehen.

„Stanford-Toilette“

Ein südkoreanisch-amerikanischer Forscher erfand die „Stanford-Toilette“ – ein Klo, das mittels verschiedener Hilfsmittel die von Menschen ausgeschiedenen Substanzen analysiert. „Verschwendet eure Ausscheidungen nicht“, sagte Seung Min Park bei seiner Dankesrede. Ein Team aus Indien, China, Malaysia und den USA belebte tote Spinnen wieder, um sie als mechanische Greifwerkzeuge zu benutzen – und wurde dafür ebenfalls ausgezeichnet.

Forscherinnen und Forscher aus Argentinien, Spanien, Kolumbien, Chile, China und den USA wurden für die Erforschung der Gehirnaktivität von Menschen geehrt, die Experten im Rückwärtssprechen sind. „Danke für diesen spaßigen Preis, wir freuen uns, ihn anzunehmen“, sagten María José Torres-Prioris und ihr Kollege Adolfo García – vorwärts und rückwärts.

Geehrt wurden zudem ein Team aus Japan für seine Experimente zu der Frage, ob elektrische Essstäbchen und Strohhalme den Geschmack von Nahrungsmitteln verändern können. Außerdem ging ein Preis an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Spanien, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien für die Erforschung der Frage, inwiefern sich die sexuelle Aktivität von Sardellen im Meereswasser niederschlägt.

„Mehr Glück im nächsten Jahr!“

Vor der Coronavirus-Pandemie war die Gala alljährlich von mehr als 1.000 Zuschauern in einem Theater der Elite-Universität Harvard verfolgt worden. Aber auch bei der rund eineinhalbstündigen Onlinepreisverleihung, die diesmal unter dem Thema „Wasser“ stand, flogen Papierflieger, gab es Sketche, bizarre Kurzmusikstücke und noch viel mehr skurrilen Klamauk – beendet von den traditionellen Abschlussworten des Moderators Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung: „Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!“