Forscher mit einer von Keimen beseidelten Agar-Platte im Labor
Alexander Raths – stock.adobe.com
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Medizin

Aussicht auf neue Rheumatherapie

Rund ein Viertel aller Menschen in Österreich leiden unter Rheuma. Eine Form der schmerzhaften Erkrankung von Gelenken und Knorpeln ist die rheumatoide Arthritis, deren Ursache in einem fehlerhaften Immunsystem liegt. Ein Team der MedUni Wien entdeckte nun ein Protein, das Aussicht auf eine neue Therapie eröffnet.

Versuche an Mäuse- und Menschenzellen haben gezeigt, dass das Molekül sowohl als Biomarker für die Diagnose von rheumatoider Arthritis in Frage kommt als auch für mögliche Behandlungen, berichtet das Team um die Immunbiologin Nicole Boucheron in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Journal of Experimental Medicine“ erschienen ist.

Hilfe für die Helferzellen

Das Molekül („Rin-Like“) stammt aus einer Proteinfamilie, von der bekannt war, dass sie beim Stofftransport von Zellen eine wichtige Rolle spielt. Entdeckt hat es ursprünglich Ruth Herbst, Studienkoautorin und Spezialistin der neuromuskulären Synapse an der MedUni Wien, bei der Arbeit zu Muskelzellen. Dass „Rin-Like“ auch für das Immunsystem bedeutsam ist, hat sich nun im Rahmen eines Forschungsprojekts gezeigt, das vom Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert wurde.

Das Molekül reguliert, ob bestimmte T-Helferzellen entstehen und in welche Richtung sie sich entwickeln. Diese sogenannten follikulären T-Helferzellen (Tfh) sind zentraler Bestandteil des adaptiven Immunsystems, also jenes Teils unserer Immunabwehr, die nicht angeboren ist, sondern sich im Lauf des Lebens entwickelt. Wie ihr Name schon verrät, helfen diese Helferzellen – und zwar B-Zellen, damit diese Antikörper herstellen und ein Immungedächtnis gegen eindringende Krankheitserreger entwickeln.

Diagnose und Therapie möglich

Bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis spielen Tfh-Zellen eine wichtige Rolle. Ihre Regulierung mit Hilfe des Proteins „Rin-Like“ sei deshalb ein vielversprechender Ansatz für Behandlungen, glauben Boucheron und ihr Team – und möglicherweise auch für die Diagnostik. Denn im Gewebe von Patienten und Patientinnen mit dieser Rheumaart fanden sich vergleichsweise geringe Mengen des Proteins. Sowohl die Entwicklung einer Therapie als auch eines Diagnosewerkzeugs auf Basis von „Rin-Like“ – auch für andere Autoimmunerkrankungen – wird aber noch eine Zeit dauern: Boucheron schätzt mindestens zehn Jahre.