Junge Frau liegt mit Schal und Decke auf Couch und schneutzt sich in ein Taschentuch. Im Bildvordergrund: Medikamente und ein Glas Wasser.
Subbotina Anna – stock.adobe.com
Subbotina Anna – stock.adobe.com
Mild bis heftig

Warum Covid-Symptome so stark schwanken

Wegen der hohen Herbsttemperaturen gibt es derzeit nur wenige Covid-Infektionen, die Symptome variieren nach wie vor breit: vom Schnupfen bis zu schweren Erkrankungen. Das hat vor allem immunologische Gründe – aber nicht nur.

Laut aktuellen Daten der Ages sowie des Abwassermonitorings zirkulieren in Österreich derzeit fast nur XBB-Varianten von Omikron, wobei die Untervariante Eris (EG.5.1) mit 40 Prozent den Löwenanteil stellt. Einer dieser Erreger hat im September wohl die Regisseurin Sarah Scherer erwischt, die Infektion fiel eher heftig aus, erzählt die 34-Jährige aus Wien.

„Plötzlich hatte ich extreme Kopfschmerzen, das Fieber schoss auf fast 40 Grad und blieb drei Tage lang so hoch.“ Zwei Wochen sei sie durch die Infektion stark geschwächt gewesen, inklusive Begleiterscheinungen wie Gliederschmerzen und „brain fuzz“. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ihre Immungeschichte. Scherer ist zweimal geimpft und hatte bereits letztes Jahr eine Covid-Erkrankung. Doch die aktuelle im September war deutlich unangenehmer. Was die Frage aufwirft: Wovon hängt das eigentlich ab?

Schlüsselfaktoren: Antikörper und Viruslast

Hier müsse man zunächst zwischen Infektion und Ausprägung der Krankheit unterscheiden, sagt Judith Aberle von der MedUni Wien im Ö1-Interview. Über die Frage "Infektion: ja oder nein?“ entscheide letztlich der Antikörperspiegel. Und der sinke bekanntlich einige Monate nach Impfungen oder Erkrankungen.

Wie sich die Reaktion des Körpers im weiten Feld von symptomlos bis zur Einweisung ins Krankenhaus entwickle, sei von einigen Faktoren abhängig, eine Schlüsselrolle spiele aber die Viruslast, so Aberle. „Manchmal bekommt man nur eine ganz geringe Virusmenge ab, ein anderes Mal werden wir direkt angehustet – und dann sind wir natürlich mit einer viel größeren Menge konfrontiert.“

Die schon zu Pandemiezeiten formulierte Regel, derzufolge Kinder häufig asymptomatisch bleiben und selten schwer erkranken, Ältere und Personen mit Vorerkrankungen indes gefährdet sind, stimmt immer noch.

Doch das Virus ist jederzeit für Überraschungen gut, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Allgemeinmedizinerin in Wien-Floridsdorf. Sie erlebe immer wieder, dass etwa „Ältere mit einer CoV-Infektion in die Praxis kommen und bloß ein bisschen Nasenrinnen haben. Umgekehrt hatte ich auch den Fall eines jungen Triathleten, der war so schwer erkrankt, dass er ins Krankenhaus musste.“

Nach Panik: Gleichgültigkeit

Uner ihren Patienten und Patientinnen sei die frühere Panikstimmung beim Thema Corona abgeflaut, nun schlage das Pendel allerdings in die andere Richtung aus, so Kamaleyan-Schmied. „Ich beobachte derzeit ein bisschen zu viel Gleichgültigkeit. Wenn jemand hustend und nießend neben einem Risikopatienten im Wartezimmer sitzt, dann sorge ich mich schon, dass sich dieser anstecken könnte – auch wenn er brav seine Maske trägt.“

Was die Zahl der Infektionen anlangt, bleibt die Virusaktivität österreichweit auf niedrigem Niveau. Tendenz eher fallend als ansteigend – was wohl den sommerlichen Temperaturen während der ersten Herbstwochen geschuldet sein dürfte. Das zeigen neben Daten des Abwassermonitorings auch Rückmeldungen aus Sentinel-Praxen.

Ein solche hat etwa Oliver Lammel, Allgemeinmediziner in Ramsau am Dachstein. Er stellt für die letzten Wochen eine „Seitwärtsbewegung“ fest. „In meiner Praxis wurden pro Woche vier bis sechs Patienten positiv getestet worden. Es schwankt ein wenig, aber nichts Bedrohliches.“

Relativ ruhige Verhältnisse registriert Kamaleyan-Schmied auch in emotionaler Hinsicht . Die Impfung und grundsätzlich alles, was mit dem Thema Corona zu tun hat, sei nun deutlich weniger konfliktbeladen als früher, die einst so heftige Polarisierung nun nicht mehr spürbar – zumindest nicht in ihrer Praxis.