3D-Darstellung von Nervenzellen im Gehirn
whitehoune – stock.adobe.com
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Prävention

Was das Gehirn fit hält

Nicht nur der menschliche Körper, auch das Gehirn profitiert von Sport, gesunder Ernährung und ausreichend Schlaf. Was das Gehirn braucht, um zu funktionieren, ist dieser Tage Thema an der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Rahmen der „Woche des Gehirns“ informieren öffentliche Vorträge über neuronale und mentale Gesundheit.

Das menschliche Gehirn ist eine Art Baustelle: Es wird laufend umstrukturiert und es werden, abhängig von sozialen und sensorischen Reizen neue Signalwege angelegt. Das Gehirn besteht aus 100 Milliarden bis einer Billion Nervenzellen, die jeweils 1.000 bis 10.000 Verbindungen zu anderen Nervenzellen haben. Synapsen, die im Lauf des Lebens angelegt werden. Das heißt auch, dass die Lernfähigkeit lebenslang erhalten bleibt, sofern adäquat trainiert wird.

Vorhandene Ressourcen nützen

Werden vorhandene Ressourcen nicht genützt, gehen erlernte Fähigkeiten verloren. Als Beispiel nennt Christine Bandtlow, Neurowissenschaftlerin und Vizerektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, die allgegenwärtige Smartphone-Nutzung.

Die „Woche des Gehirns“ findet von 11.3. bis 15.3. an der Medizinischen Universität Innsbruck statt.

Wer ständig Informationen im Netz sucht, sich Orientierung via GPS verschafft oder sich fremdsprachige Texte übersetzen lässt, anstatt etwas länger nachzudenken und vorhandenes Wissen zu aktivieren, unterfordert das Gehirn. „If you don’t use it, you lose it“, so Bandtlow. Verknüpfungen, die das Gehirn nicht mehr nutzt, werden zurückgebildet. Diese zu reaktivieren, sei schwer.

Sport hält auch Gehirn fit

Um geistig fit zu bleiben, sollte allerdings auch der restliche Körper trainiert werden. Sport fördert die neuronale Gesundheit nachweislich. Während bei der Büroarbeit hauptsächlich der präfrontale Cortex, das Denkzentrum des Gehirns, aktiv ist, aktivieren Sport und Körperkoordination das Bewegungszentrum. Das Denkzentrum wird entlastet.

Nach anstrengender Bewegung sind Menschen fokussierter und konzentrierter, auch weil Sport die Durchblutung des Gehirns ankurbelt und dazu führt, dass Wachstumsfaktoren ausgeschüttet werden. Das fördert die Entstehung neuer neuronaler Verknüpfungen, auch im Alter.

„Kleines Gehirn“ im Darm

Mit Blick auf den Körper spiele auch die Ernährung eine wichtige Rolle, so Bandtlow. Nicht nur wegen der Nährstoffe, die das Organ selbst braucht. „Neben unserem Gehirn, das wir im Kopf tragen, gibt es noch ein zweites, sozusagen kleineres Gehirn und das ist wiederum im Darm angesiedelt“, sagt die Neurowissenschaftlerin.

Hier spiele wiederum die Interaktion zwischen dem zentralen Nervensystem und dem sogenannten kleinen Gehirn im Darm eine wesentliche Rolle. Mehrere hundert Millionen Nervenzellen sind im Bereich der Speiseröhre bis zum Anus angesiedelt – damit liegt der Darm bei den Nervenballungsgebieten des menschlichen Körpers auf Platz zwei hinter dem Gehirn.

Nächtliche Müllabfuhr

Ausreichend Schlaf sei auch eine Voraussetzung dafür, die volle Leistungsfähigkeit des Gehirns nutzen zu können, sagt Bandtlow. Während des Schlafs regenerieren die neuronalen Netzwerke. Erlerntes wird weiterverarbeitet und abgespeichert. Die zelluläre Müllabfuhr, die Autophagie, entfernt schadhafte Zellen oder fehlgefaltete Proteine.

Die Schlafforschung empfiehlt jede Nacht sieben bis neun Stunden zu schlafen. Wer kürzer schläft, hat auch eine kürzere Tiefschlafphase. Kommt der Schlaf etwa bei über 60-Jährigen zu kurz, so das Ergebnis einer Studie, erhöht das das Risiko, an Demenz zu erkranken.

Vorsorge für mentale Gesundheit

Körperliche Gesundheit spiele also auch für die mentale Gesundheit eine wesentliche Rolle, so Bandtlow. Deswegen wolle man mit der „Woche des Gehirns“ auch junge Menschen ansprechen. Bis Mitte zwanzig wächst das Gehirn stark, Nervenzellen stimmen sich aufeinander ab und neuronale Netzwerke entstehen. Ein Zeitfenster, das nicht nur für das soziale und emotionale Lernen besonders wichtig ist, sondern auch für die spätere psychische Gesundheit.