Läuferin von hinten läuft in den Sonnenuntergang
PAstudio/stock.adobe.com
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Gesundheit

Mehr Bewegung, weniger Schmerzen

Wer sich regelmäßig bewegt, erspart sich wahrscheinlich die eine oder andere Schmerztablette. Denn durch ein aktives Leben steigt die Schmerztoleranz, so das Ergebnis einer norwegischen Studie mit über 10.000 Erwachsenen.

Menschen, die ihr Leben aktiv gestalten, fühlen sich fitter und gesünder, haben ein geringeres Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes und Krebs, aber höhere Chancen auf ein langes Leben. Außerdem erkranken sie seltener an Depressionen als Personen, die ihre Zeit vor allem sitzend verbringen. Für diese Effekte reichen auch alltägliche Aktivitäten wie zügiges Gehen oder Radfahren; 150 bis 300 Minuten moderate Bewegung pro Woche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation daher für Erwachsene.

Ein norwegisches Forschungsteam macht nun auf einen weiteren Vorteil von regelmäßiger Bewegung aufmerksam: Sie könnte Schmerzen erträglicher machen. Schon jetzt gebe es eine entsprechende Empfehlung zur Vorbeugung und Behandlung chronischer Schmerzen, schreiben Anders Pedersen Arnes vom nordnorwegischen Universitätsspital in Tromso und Co. im Fachmagazin „PLOS ONE“. Belege für die Wirksamkeit seien aber noch recht dünn. Man wisse, dass unmittelbar nach dem Sport Schmerzen gedämpft wahrgenommen werden. Dauerhafte Effekte konnten aber bisher nur in kleineren Stichproben gezeigt werden, etwa beim Vergleich von Sportlern und Sportlerinnen mit weniger aktiven Menschen.

Aktivitätslevel und Kältetest

Für die nun erschienene Studie hat das Team den Zusammenhang nun in einem größeren Datensatz untersucht. Er stammt aus einer norwegischen Langzeituntersuchung, der Tromso-Studie. Für diese werden seit 1974 größerer Bevölkerungsgruppen regelmäßig befragt und untersucht. Die nun verwendeten Daten stammen von mehr als 10.000 Erwachsenen im Alter von 30 bis 87 Jahren, die Hälfte davon Frauen. Die Basiserhebung hat 2007/8 stattgefunden, die Folgeuntersuchung sieben bis acht Jahre später. Erfasst wurde unter anderem, wie die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Freizeit in den vergangenen 12 Monaten verbracht haben. Anschließend wurden sie in vier Gruppen eingeteilt – gemessen an ihrem jeweiligen Aktivitätsgrad: von vorwiegend sitzend bis zu mehrmals wöchentlich sehr aktiv.

Nachdem Schmerzen sehr subjektiv und daher schwer messbar sind, wurde die Toleranz indirekt untersucht: mit einem speziellen Test, dem Kaltwassertest. Dabei mussten die Probanden und Probandinnen eine Hand bis zum Handgelenk in ein mit 13 Liter kalten Wasser gefülltes Gefäß stecken, die Temperatur betrug drei Grad Celsius. Die Aufgabe: Die entspannte Hand möglichst lang drinnen lassen. Menschen mit Kälteallergie oder ähnlichen Gesundheitsproblemen mussten nicht teilnehmen. Die maximale Zeit, die ein kleiner Teil schaffte, betrug knapp 120 Sekunden. Außerdem wurde diverse Einflussfaktoren erfasst, unter anderem Bildung, Arbeit und Lebensstil.

Weniger Medikamente

Die Auswertung ergab, dass in beiden Fragerunden die aktivsten Personen die höchste Schmerztoleranz hatten, zum Teil konnten sie ihre Hand um bis zu 20 Sekunden länger unter Wasser halten als die meist sitzenden Personen. Bei manchen stieg zwischen Runde eins und Runde zwei mit der Aktivität auch die Schmerztoleranz. Generell nahm die Schmerztoleranz allerdings etwas ab, was laut den Forschern mit dem steigenden Alter der Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu tun haben könnte.

Ob kausale Mechanismen hinter dem Zusammenhang stecken und welche das sein könnten, sei noch nicht ganz klar und müsse in künftigen Studien untersucht werden. Eine kurzfristige schmerzstillende Wirkung von Sport werde körpereigenen Stoffen sowie psychologischen Effekten zugeschrieben. Wie das Team am Ende der aktuellen Arbeit schreibt, könnte ein höheres Aktivitätslevel jedenfalls chronische Schmerzen reduzieren und vorbeugen. Durch die höhere Schmerztoleranz könnte außerdem der Bedarf an Medikamenten sinken.