Ausgetrocknete Erde im Randbereich eines Ackers
APA/HELMUT FOHRINGER
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Klimaforschung

Warum es diesen März so trocken ist

Seit Wochen herrscht in weiten Teilen Österreichs große Trockenheit: Regen oder Schnee sind derzeit nicht in Sicht. Das schadet vielen Pflanzen, die jetzt angebaut werden – und es verstärkt auch die Gefahr von Waldbränden. Hintergrund sind klimatische Prozesse, die einander hochschaukeln.

Die Erde ist staubtrocken, schon seit Wochen lässt der Niederschlag auf sich warten. Diese extreme Trockenheit im Frühjahr habe man in den vergangenen Jahren verstärkt beobachtet, sagt der Klimatologe Klaus Haslinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien: Insbesondere die Monate März und April seien oft sehr trocken gewesen.

Doch gerade in dieser Jahreszeit sei ausreichend Feuchtigkeit für die aktiv werdende Vegetation sehr wichtig. Auch für die Landwirtschaft sei es problematisch, wenn es so wenig Feuchtigkeit für die frische Saat gibt, so Haslinger.

Hochdruckgebiet schirmt vor Regen ab

Die Trockenheit entsteht dadurch, dass sich ein Hochdruckgebiet über Europa aufgebaut hat, das Niederschläge quasi abprallen lässt. Dieses Phänomen beobachtet man seit Jahren im Frühling. Ein ähnliches Muster habe es allerdings auch bereits in den 1940er Jahren gegeben: Auch damals hielten sich blockierende Hochdrucksysteme über Europa.

Trockenes Feld wird künstlich bewässert
APA/HARALD SCHNEIDER

Eine weitere Untersuchung, die ein Team um Haslinger gerade durchführt, zeigt, dass die Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik entscheidend dafür verantwortlich sind, wie sich die Verteilung der Hoch- und Tiefdrucksysteme in der Atmosphäre entwickelt.

Konkret beobachte man derzeit eine sehr starke Erwärmung des Atlantiks im Bereich der Ostküste der USA. Diese führe dazu, dass sich über dem Atlantik ostwärts ein Tiefdruckgebiet ausbildet und in weiterer Folge ein Hochdruckgebiet über Europa. Und dieses Hochdruckgebiet verhindert, dass wir Feuchtigkeitsnachschub vom Atlantik erhalten. Das dürfte auch so bleiben – jedenfalls die nächsten beiden Wochen.

Trockenes Frühjahr, trockener Sommer?

Zuletzt war es noch relativ kühl, aber wenn die Temperaturen nun wieder stärker steigen, sei das problematisch, so der Klimatologe. Denn je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit wird dem Boden durch weitere Verdunstung zusätzlich entzogen. Hier wirken also mehrere Effekte zusammen, die die Situation verschärfen.

Ob das auch im Sommer so weitergeht? Das kann sein – muss es aber nicht. Studien haben gezeigt, dass ein sehr trockenes Frühjahr das Risiko für einen sehr heißen, trockenen Sommer erhöht. Das Fehlen der Bodenfeuchte aus dem Frühjahr bis in den Sommer hinein könne dazu führen, dass die Schauer- und Gewitterbildung im Sommer gehemmt wird, weil zu wenig Bodenfeuchte da ist – und insgesamt zu wenig Feuchtigkeit, die der Atmosphäre zugeführt werden kann, so Haslinger.

Entscheidungsmonat Juni

Die entscheidende Phase für die Frage, wie sich der Sommer entwickelt, ist die zweite Juni-Hälfte: Hier setzt sich fest, ob man einen eher atlantisch geprägten Sommer haben wird – mit abwechselnden Hoch- und Tiefdruckgebieten – oder einen Sommer, der durch starken Hochdruckeinfluss geprägt ist und der sich möglicherweise zu einem „Dürresommer“ entwickelt.

„Wir sehen, dass der Klimawandel in den Feuchtigkeitsaustausch eingreift – über die Verdunstung“, sagt Haslinger. Auch beginne die Vegetation immer früher, aktiv zu werden – und dabei verdunstet sie Feuchtigkeit. Je früher im Jahr das anläuft, desto länger wird die Phase, in der dem Boden Feuchtigkeit entzogen wird – ein weiterer Faktor, der die Trockenheit steigen lässt.